Slalom ist wirklich eine ideale Aufwärmübung: Kaum Risiko, jeder schafft die Übung, wenn auch mit unterschiedlicher Geschwindigkeit.
Aber die Übung kann viel mehr: Es geht um Fahrlinie, Blicktechnik, Rhythmusaufbau, Sitzposition und schließlich - Geschwindigkeit.
Fahrlinie und Blicktechnik
Blicktechnik steuert die Feinmotorik, also den Bewegungsablauf. Die meisten Motorrdfahrer arbeiten nicht bewußt mit Ihrer Blicktechnik und haben in normalen Fahrsituationen dadurch auch keine Probleme. Um im Slalom die Geschwindigkeit steigern zu können wird es aber ohne bewußte Blicktechnik nicht gehen.
Die häufigste Überlegung beim Slalomfahren ist: "Ich fahre an der ersten Pylone vorbei. Von dort fahre ich an der nächsten Pylone vorbei."
Das führt dazu, dass der Schräglagenwechsel (Wendepunkt) erst neben der Pylone passiert - also zu spät. Damit wird die Slalomlinie von Pylone zu Pylone ausladender, bis es sich schließlich bei einer Pylone nicht mehr ausgeht oder das Tempo weggenommen werden muss.
Besser ist es zu versuchen, jedesmal in die Mitte zwischen die Pylonen zu zielen. Dort ist der Wendepunkt und es beginnt die Kurve in die nächste Mitte. Damit bleibt die Linie von Pylone zu Pylone konstant.
Auf dieser Linie kann jetzt Tempo gesteigert werden. Dabei ist wichtig, die Wendepunkte konsequent in der Mitte zwischen den Pylonen zu halten.
Je knapper die Kurven an die Pylonen gefahren werden, um so schneller kann ich grundsätzlich fahren.
Häufig werden die Kurven aus Freude an der Schräglage unnötig weit ausgefahren. Diese Linie kann wirklich Spaß machen. Aber wir fahren ja auch richtige Kurven nicht absichtlich auf einer falschen Linie, um dadurch Spaß zu haben. Schließlich befriedigt die perfekte Linie am meisten.
Es gibt aber auch eine Grenze für das knappe Anfahren der Pylonen: Durch den Radstand des Motorrades macht das Hinterrad einen engeren Bogen als das Vorderrad. Wird die Pylone zu eng angefahren, muss an der Pylone vorbeigefahren werden und die Folgekurve wird wieder zu spät begonnen. Es kommt wieder zu einer Linie, ähnlich der roten Linie in der ersten Grafik.
Habe ich die richtige Linie gefunden, kann ich beginnen das Tempo zu steigern. Die Maximalgeschwindigkeit wird jetzt in der Regel nicht dadurch begrenzt, dass die Schräglagenfreiheit des Motorrades erreicht ist, sondern durch die Schnelligkeit des Schräglagenwechsels. Und damit kommen wir zu Sitzposition und Kurvenstil:
Kurvenstil und Sitzposition
Bei den Kurvenstilen unterscheiden wir zwischen "Normalstil", "Drücken" und "Hang off".
"Hang off " können wir für den Slalom definitiv ausschließen.
Der "Normalstil" stößt im Slalom ebenfalls an die Grenzen. Jetzt geht es um schnelle Schräglagenwechsel und da ist der "Hang off" sowieso, aber auch der "Normalstil" zu träge.
Nur mit "Drücken" können wir hier noch optimieren. Eine interessante Erfahrung ist, sich eine Fahrgeschwindigkeit im Slalom mit "Drücken" zu erarbeiten. In einem zweiten Anlauf können wir versuchen, mit gleicher Geschwindigkeit in den Slalom einzufahren und absichtlich nicht in der Hüfte abzuknicken, also im "Normalstil" zu bleiben. Wahrscheinlich wird man feststellen, bereits das zweite Slalomtor nicht mehr zu erwischen. Ein sehr anschauliches Beispiel für den Vorteil des "Drückens".
Ab jetzt muss ich am Rhythmus feilen. Ich muss mich über mehrere Versuche an meine Maximalgeschwindigkeit herantasten. Wenn die Einfahrtsgeschwindigkeit in den Slalom nicht passt, kann es sogar sein, dass ich meine Schräglagenwechsel zu schnell mache und auf eine falsche Linie komme.
Das Drücken kann als Bewegung noch optimiert werden. Es ist nämlich nicht nur der "Hüftknick" entscheidend. Vielmehr sind es drei Körperpartien die das Drücken bestimmen: Das Becken, die Hüfte und die Schultern / Arme. Bei vielen Teilnehmern die diesen Geschwindigkeitsbereich erreicht haben, besteht noch Potential in diesen Bereichen.
Nachdenken - Üben - Andere beobachten, das führt zum Erfolg. Im folgenden Video sieht man aus der Fahrerperspektive ganz gut die Wendepunkte der Slalomkurven.
In der Einstellung von vorne ist die Linie noch besser zu sehen. Die Rechtskurve ist etwas zu spät, in der Linkskurve passt es aber wieder. Der letzte Wendepunkt ist exakt in der Mitte. Gesehen?
Übrigens noch eine Anregung zum Nachdenken: Welchen Gang würdest Du verwenden? Schreib uns Deine Meinung.
Und jetzt: Viel Spaß beim Üben!
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Der Slalom wird im Improve-Training geübt »
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Gerhard Nigischer
| 18.04.2015 09:16:37
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